Der Irrweg Kataloniens: Eine historische Betrachtung der nervigen Unabhängigkeitsfrage
Der Irrweg Kataloniens: Eine historische Betrachtung der nervigen Unabhängigkeitsfrage
Die Frage nach der katalanischen Unabhängigkeit war in den letzten Jahrzehnten ein zentrales Thema der spanischen Politik. Mittlerweile spricht sich die Mehrheit der Bevölkerung für einen Verbleib in Spanien aus. Die Vernunft scheint über Sturheit und politische Illusionen zu siegen, doch einige lautstarke Stimmen halten weiterhin an der Idee einer Unabhängigkeit Kataloniens fest.
Separatistische Bewegungen berufen sich oft auf die angebliche historische Eigenständigkeit Kataloniens und fordern die Wiedererrichtung eines vermeintlich unabhängigen Staates. Dabei wird jedoch ignoriert, dass die jüngsten Regionalwahlen eindeutig gegen eine Abspaltung entschieden wurden. Ein Staat Katalonien, wie ihn die Separatisten sich erträumen, ist eine politische Fiktion. Katalonien als unabhängiges Staatsgebilde hat historisch nie existiert. Vielmehr wurden einzelne historische Episoden aus dem Kontext gerissen, um eine fragwürdige Argumentationsgrundlage für eine Abspaltung zu liefern.
Die historische Entwicklung Kataloniens
Die frühen katalanischen Grafschaften
Die Geschichte Kataloniens beginnt als Teil des Römischen Reiches und später des Westgotenreiches. Nach der muslimischen Eroberung der Iberischen Halbinsel im 8. Jahrhundert wurde der nördliche Teil des heutigen Kataloniens Teil der sogenannten Spanischen Mark (Marca Hispanica), die vom Frankenreich unter Karl dem Großen als Pufferzone gegen die Mauren errichtet wurde.
Diese Mark bestand aus mehreren Grafschaften, darunter Barcelona, Girona, Osona und Urgell, die zunächst dem fränkischen König unterstanden. Im Laufe des 9. und 10. Jahrhunderts erlangten sie zunehmende Autonomie, insbesondere die Grafschaft Barcelona. Im Jahr 988 erneuerte Graf Borrell II. nicht mehr die Lehnstreue gegenüber dem fränkischen König, was oft als eine Art Unabhängigkeit interpretiert wird, obwohl es sich de facto eher um eine Autonomie handelte.
Die Krone Aragón: Eine Konföderation, kein Staat Katalonien
Ein entscheidender Wendepunkt kam 1137, als Graf Ramon Berenguer IV. von Barcelona Petronilla von Aragón heiratete. Diese dynastische Verbindung führte zur Schaffung der Krone Aragón, einer Konföderation von Territorien mit eigenen Gesetzen und Institutionen. Katalonien wurde als "Principat de Catalunya" bezeichnet und genoss zwar eine hohe Autonomie, war jedoch kein souveräner Staat. Der König von Aragón war gleichzeitig Graf von Barcelona und herrschte über alle Länder der Krone Aragón.
Der Verlust der Autonomie im 18. Jahrhundert
Die Autonomie Kataloniens blieb bis zum Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) bestehen. Katalonien unterstützte in diesem Krieg den Habsburger Erzherzog Karl, während Kastilien den Bourbonen Philipp von Anjou favorisierte. Nach der Niederlage der Habsburger erließ Philipp V. die "Decretos de Nueva Planta", mit denen die traditionellen katalanischen Institutionen abgeschafft und Katalonien in ein zentralistisches Spanien integriert wurde.
Moderne Entwicklungen: Autonomie und Nationalismus
Nach der Franco-Diktatur erhielt Katalonien im demokratischen Spanien wieder weitreichende Autonomierechte. Das Autonomiestatut von 1979 und dessen Erweiterung 2006 gaben Katalonien eine eigene Regionalregierung (Generalitat), ein Parlament und Kontrolle über zentrale Bereiche wie Bildung und Kultur.
Trotz dieser Autonomie entwickelte sich eine starke Unabhängigkeitsbewegung, insbesondere nach der Entscheidung des spanischen Verfassungsgerichts 2010, Teile des erweiterten Autonomiestatuts für verfassungswidrig zu erklären. Dies führte zu einer Radikalisierung der katalanischen Separatisten, die 2017 ein illegales Referendum durchführten, das jedoch von der spanischen Regierung nicht anerkannt wurde.
Fazit: Ein Staat Katalonien ist eine Illusion
Historisch betrachtet war Katalonien nie ein eigenständiger Staat, sondern stets Teil größerer politischer Einheiten, zuerst des Frankenreichs, dann der Krone Aragón und schließlich Spaniens. Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung stützt sich auf eine selektive und oft verzerrte Interpretation der Geschichte.
Die Mehrheit der katalanischen Bevölkerung hat sich inzwischen gegen eine Abspaltung entschieden. Die Debatte um die katalanische Unabhängigkeit ist daher eher eine politische als eine historische Frage. Letztlich muss diese Entscheidung demokratisch und unter Berücksichtigung der gesamten spanischen Verfassung getroffen werden.
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